Deutsche Versicherer waren in den vergangenen Jahren im Branchenvergleich weit überdurchschnittlich von Wirtschaftskriminalität betroffen. Dazu hat auch Provisionsbetrug durch Versicherungsvermittler beigetragen, so das Ergebnis einer repräsentativen Sonderauswertung zu Wirtschaftskriminalität und Compliance in der Versicherungswirtschaft. Umgesetzt hat diese Kantar Emnid im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

In Zahlen ausgedrückt: Während im Durchschnitt aller Branchen 51 Prozent der befragten Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden sind, waren es bei den Versicherern 70 Prozent. Das sei eine signifikante Zunahme von 17 beziehungsweise 21 Prozentpunkten gegenüber früheren Studien von 2013 und 2011 sowie die höchste Belastung seit 2007, wie PwC in einer Pressemitteilung schreibt.

Der Anstieg beruhe vor allem auf zunehmenden Vermögenskriminalitätsdelikten wie Betrug. Davon waren laut 61 Prozent der Versicherer betroffen (36% im Jahr 2013), während der Durchschnittswert aller Branchen nur 37 Prozent betrug. "An diesem Problem müssen die Versicherer weiter arbeiten, zumal die meisten durch Vermögenskriminalität auch am schwersten geschädigt wurden", kommentiert Gunter Lescher, Partner für Forensic Services bei PwC.

Betrügerische Geschäftspartner
Ebenfalls wesentlich häufiger als im Durchschnitt aller Branchen wurden Versicherer durch externe Wirtschaftsstraftäter geschädigt. Drei Viertel davon wurden als Geschäftspartner und Dienstleister identifiziert– mehr als doppelt so viele wie im branchenübergreifenden Schnitt. "In der Studie 2012 zeigte sich, dass es sich zu einem großen Teil um Provisionsbetrug durch Versicherungsvermittler handelt", weiß Lescher. "Beunruhigend ist außerdem, dass die betroffenen Versicherer 13 Prozent der externen Täter der Organisierten Kriminalität zurechnen mussten."

Wirksames Compliance-Management: Weniger Geldwäsche
Aufgrund regulatorischer Vorgaben wie Solvency II musste die Versicherungswirtschaft ihre Compliance-Standards deutlich erhöhen – Compliance-Management-Systeme (CMS) sind daher nahezu selbstverständlich geworden. 87 Prozent der Versicherer verfügen über Compliance-Programme (Durchschnitt aller Branchen: 76%). Diese Systeme seien insbesondere darauf ausgerichtet, Datenschutzverletzungen (97%), Korruption (82%) und Geldwäsche (79%) zu verhindern.

Und das durchaus mit Erfolg: Nur zehn Prozent der befragten Versicherer haben in der Studie über Geldwäschedelikte berichtet. 2013 waren es noch doppelt so viele. (jb)