Mit seinen 60 Jahren Berufserfahrung gilt Walter Schmitz (82) als einer der wohl versiertesten Investmentprofis in Deutschland. Nach Gamax und Prima Fonds hat der Investmentaltmeister vor fast zwei Jahren mit All Stars Fondsservice seine inzwischen dritte Vertriebsgesellschaft gegründet und mit dem von Hendrik Leber und dessen Team gemanagten Strategiefonds All Stars 10 × 10 erneut eine interessante Produktidee an den Markt gebracht. Mit einem im vergangenen Jahr erzielten Wertzuwachs um 18,5 Prozent konnte der Fonds sowohl seine Vergleichsgruppe als auch seine Benchmark hinter sich lassen. Im Interview zeigt sich Schmitz einerseits erleichtert, denn endlich habe auch die Politik in Deutschland kapiert, dass die Kapitalmärkte einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung des Rentensystems leisten können. Ein großer Wurf sei das "Generationenkapital" aber noch lange nicht.


Herr Schmitz, sind Sie zufrieden mit dem, was die Ampel "Generationenkapital" nennt?

Walter Schmitz: Ich predige schon seit Jahrzehnten, dass Aktien und Aktienfonds eine erstklassige Altersvorsorge sind. Erst recht, wenn sie zur Ergänzung und Stabilisierung unseres Rentensystems dienen sollen. Mit ihren eigenen Staatsfonds haben Länder wie Norwegen, Kuwait, Abu Dhabi, Singapur und einige andere mehr eindrucksvoll bewiesen, dass dies funktioniert. Bedauerlich ist, dass unsere Politiker dies so spät erkannt haben und deshalb erst jetzt einen Kurswechsel einleiten. Doch besser spät als nie.

Bis zum Jahr 2035 will der Bund einen Kapitalstock von mindestens 200 Milliarden Euro ansammeln. Mit dem Geld sollen jedes Jahr mindestens zehn Milliarden Euro erwirtschaftet werden, um die Rente zu stützen. Reicht das, und ist es überhaupt realistisch?

Schmitz: Auf den ersten Blick scheint es so, dass die Politik in Deutschland zumindest kapiert hat, dass Aktien die Vorsorgeform für Alter sind. Wenn man genau hinschaut, dann wirkt das deutsche Modell aber nur noch wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Der norwegische Staatsfonds verwaltet Assets in Höhe von 1,1 Billionen US-Dollar, und in den Staatsfonds von Kuwait und Singapur sind es 800 respektive 700 Milliarden US-Dollar. Klar, auch diese Staaten haben irgendwann einmal klein angefangen. Bleibt zu hoffen, dass wir in Deutschland in nicht allzu langer Zeit das Niveau jener Staaten ebenfalls erreichen werden. Denn ich bezweifle, dass zehn Milliarden Ertrag aus dem neuen "Generationenkapital" ausreichen werden, um das Niveau der gesetzliche Rente auf Dauer abzusichern beziehungsweise den Rentenbeitrag halbwegs stabil zu halten.

Trotz dieses – nennen wir ihn Staatsfonds – steht unser System also nach wie vor auf wackeligen Beinen? Was könnte die Politik besser machen?

Schmitz: Zum Glück haben wir ja schon seit etlicher Zeit das sogenannte Drei-Säulen-Modell bei der Altersversorgung – gesetzliche Rente, Betriebsrente und private Vorsorge. Ginge es nach mir, sollte man die private Altersabsicherung über Aktien und Aktienfonds stärken und forcieren, und zwar ohne irgendwelche renditefressenden Garantien einzubauen. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass und wie dies funktionieren kann. Schweden zum Beispiel hat eine individuelle Aktienkomponente eingeführt, von deren Erträgen ein Rentner oder eine Rentnerin über ein separat geführtes Konto profitieren kann, auf das nur sie oder er Zugriff hat. Und US-Arbeitnehmer können sogenannte 401k-Pläne abschließen, um einen bestimmten Teil ihres Jahreseinkommens steuerfrei in private Investmentfonds einzuzahlen. Oft beteiligen sich sogar die Arbeitgeber an den Einzahlungen. Mittlerweile nutzen weit mehr als 60 Millionen US-Amerikaner diese steuerbegünstigte Möglichkeit der eigenen Altersvorsorge. Etwas Vergleichbares wünsche ich mir auch für unser Land. (hh)