Die Zinswende hat sich, erwartungsgemäß, weiter positiv auf die Überschussbeteiligungen der deutschen Lebensversicherer ausgewirkt. "Trotz der aktuell unsicheren Zinsperspektive sind die Deklarationen für 2024 spürbar gestiegen", stellte Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, bei der Vorstellung der "Assekurata-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien 2024" fest. Dabei gewähren größere Versicherer tendenziell etwas höhere Überschussbeteiligungen.

So schütten die Gesellschaften im Neugeschäft für klassische private Rentenversicherungen im Durchschnitt laufende Zinsen von 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26%) aus. Dabei liegt die höchste Verzinsung weiterhin bei 3,00 Prozent. Auch die Bestandstarife profitieren laut Assekurata von den gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Beziehe man alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie mit ein, so ist die laufende Verzinsung 2024 auf 2,77 Prozent (Vorjahr: 2,61%) gestiegen. "Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung", erläuterte Will. Die größeren Versicherer zahlen wie erwähnt etwas höhere Überschussbeteiligungen, was sich im größengewichteten Durchschnitt von 2,88 Prozent (Vorjahr: 2,73%) ausdrückt (siehe Grafik).

Quelle: Assekurata

Gesamtverzinsung auch gestiegen
Die deklarierte Gesamtverzinsung, die neben den laufenden Überschüssen auch Schlussüberschusskomponenten berücksichtigt, korrespondiert Assekurata zufolge mit der Entwicklung bei der laufenden Verzinsung. Für den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung ist sie im Branchenschnitt auf 3,12 Prozent (Vorjahr: 2,83%) angestiegen. "Im Gegensatz zu früheren Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu", ergänzte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. "Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind."

Darüber hinaus haben die Assekurata-Analysten auch das Segment der sogenannten "Neuen Klassik" untersucht, wo zumeist auf eine 100-prozentige Garantie für die Beiträge verzichtet wird. Das Ergebnis: Die gestiegenen Zinsen haben sich auch hier ausgezahlt. Bis auf drei Anbieter haben alle die laufende Verzinsung für 2024 teilweise deutlich angehoben. Keine Gesellschaft hat die Deklaration abgesenkt. Aktuell liegt die laufende Verzinsung der untersuchten Tarife bei durchschnittlich 2,58 Prozent (Vorjahr: 2,19%) und die Gesamtverzinsung sogar bei 3,31 Prozent (2,89%). 

Stärkerer Anstieg bei Einmalbeitragsprodukten
Noch stärker haben die Lebensversicherer für das kürzer laufende Einmalbeitragsgeschäft auf die gestiegenen Zinsen reagiert. Die Gesellschaften bieten bei Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag mit zwölfjähriger Aufschubzeit die gleiche laufende Überschussbeteiligung wie bei Rentenversicherungen gegen wiederkehrenden Beitrag. Dies war in Zeiten des Niedrigzinsumfelds noch anders. "Der Zinsanstieg wirkt sich bei Einmalbeitragspolicen aktuell noch stärker aus als bei Versicherungen gegen laufenden Beitrag", stellte Heermann fest. "Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können." (jb)


An der 22. Assekurata-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien nahmen 43 Unternehmen teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 68 Prozent haben.